13.01.2022 - Interview mit Oliver Dubnack und Matthias Rindt vom HBV Jena 90 e.

Nachdem wir im Dezember bereits einen Blick auf die Arbeit des ThSV Eisenach als Nachwuchsleistungszentrum des Thüringer Handball-Verbandes gerichtet haben, ist nun der HBV Jena 90 an der Reihe. Seit dem Schuljahr 2021/22 arbeitet der Verein eng mit dem THV und der Sportschule in Jena zusammen und eröffnet Thüringer Talenten somit ganz neue, qualitativ in Thüringen einmalige Möglichkeiten der Förderung. Bislang sind es 9 Jungs, die im ersten Jahr hart an sich arbeiten, um große Ziele im Handball zu erreichen. Der nächste Schwung wird im nächsten Schuljahr hinzukommen.

Wir freuen uns über dieses außergewöhnliche Engagement und wünschen maximale Erfolge.

Vereinsprasident Matthias Rindt sowie Jugendwart Oliver Dubnack geben im Folgenden einen Einblick in den HBV Jena 90, der neben der breitensportlichen Ausrichtung nun auch parallel im Leistungsbereich neue Strukturen entwickelt.

Wie ist der HBV Jena 90 mit Blick auf seine Mannschaften und TrainerInnen aktuell aufgestellt?

Dubnack: Als Verein sind wir in den letzten Jahren kontinuierlich gewachsen, wobei sich speziell die fortlaufend gute Nachwuchsarbeit ausgezahlt hat. Neben sechs Mannschaften im Erwachsenenbereich sind beim HBV sämtliche Altersklassen im Nachwuchsbereich männlich und auch weiblich besetzt. Von den vierjährigen Minis bis hin zur A-Jugend stellen wir somit elf Mannschaften im Kinder- und Jugendbereich, durchgängig vertreten in der jeweils höchstmöglichen Spielklasse Thüringens. Im Nachwuchsbereich kommen als bunte Mischung aus Erfahrenen und Neueinsteigern insgesamt 21 ehrenamtliche TrainerInnen zum Einsatz, unterstützt durch unseren siebenköpfigen Vereinsvorstand und die Geschäftsstelle, welche sich vordergründig um die Spielplanung und alle weiteren Rahmenbedingungen kümmern.

Welche Zielstellungen hat sich der Verein im Sinne des Nachwuchsleistungssportes gesteckt?

Dubnack: Mit der Aufnahme der Sportart Handball am Jenaer Sportgymnasium zum Schuljahr 2021/22 mussten einige der Vereinsstrukturen im Hinblick auf eine leistungssportliche Orientierung neu ausgerichtet werden. Der Verein hat zu diesem Zweck ein umfangreiches Nachwuchskonzept erarbeitet, welches Zielstellungen für die kommenden Jahre beinhaltet, u.a. altersspezifische Anforderungen an die Spieler, Trainingsinhalte und -umfänge sowie Vorgaben zur regelmäßigen Leistungserfassung. Wir versprechen uns hiervon insbesondere eine bessere individuelle Ausbildung unserer Nachwuchstalente, verbunden mit dem Ziel, in den nächsten Jahren ab der C-Jugend die Teilnahme an der jeweils höchstmöglichen Spielklasse zu etablieren. Nachdem nun die ersten Jahrgänge im vergangenen Sommer eingeschult wurden, wird das Konzept über die nächsten Jahre durch das Hinzukommen weiterer junger Spieler schrittweise umgesetzt werden.

Entscheidend ist hierfür natürlich auch das Schaffen weiterer Rahmenbedingungen wie beispielsweise die fortlaufende Qualifizierung unserer TrainerInnen und Identifikationspunkte mit der 1. Männermannschaft, um klare Perspektiven für den eigenen Nachwuchs zu schaffen. Der HBV bemüht sich aktuell des Weiteren um die Besetzung einer Stelle als Jugendkoordinator. Gleichzeitig hat sich der Verein aber auch klar dazu positioniert, parallel zum Leistungssport weiterhin den Breitensport in seinen Strukturen zu berücksichtigen.

Wie gestaltet sich die Zusammenarbeit mit dem THV?

Dubnack: Nachwuchsleistungssport Handball in Jena ist als THV-Projekt gemeinsam mit dem HBV als ortsansässigen Kooperationsverein anzusehen.

Um die gemeinsame Arbeit aller Akteure (Sportschule, Internat, Eltern, Sportschüler, Verein, Verband usw.) zum Laufen zu bringen, übernahm Verbandstrainer C. Roch im ersten Jahr sowohl das schulische Spezialtraining am Vormittag als auch das Nachmittagstraining der neu formierten männlichen Jugend C.

Der THV fungiert außerdem als Organisator verbandsübergreifender und internationaler Begegnungen für die Thüringer Leistungszentren. Daneben gibt es einige Schnittstellen zur Regions- und Landesauswahl, denn natürlich möchte der THV, dass seine Auswahlspieler über kurz oder lang an einem der beiden Leistungszentren in Jena und Eisenach zusammen konzentriert trainieren.

Welche Bedeutung hat die Zusammenarbeit mit dem Sportgymnasium?

Rindt: Die Aufnahme des männlichen Handballnachwuchses an das Sportgymnasium Jena hat eine sehr große Bedeutung für den Handballnachwuchs in Thüringen. Endlich können die Nachwuchstalente des Freistaates auch in Thüringen professionell weiterentwickelt werden. Unserem HBV wird als Kooperationsverein des Sportgymnasiums hier eine besondere Rolle zuteil. Wir sehen die großen Chancen und sind uns aber auch unserer großen Verantwortung für eine erfolgreiche Umsetzung bewusst: Talententwicklung vor Ort!

Welche Kooperationen gibt es und wie werden diese in Bezug auf die Vereinsentwicklung eingeschätzt?

Dubnack: Der HBV ist seit Jahren mit seinen Handball-AGs in mehreren Jenaer Grundschulen vertreten und baut dieses Angebot beständig aus. Mittelfristiges Ziel ist hierbei auch die Etablierung einer städtischen Grundschulliga, ggf. auch unter Einbeziehung der umliegenden Landkreise. Unsere Schultour-Besuche und die Trainingsangebote für Kindergartenkinder am Nachmittag sind weitere Garanten für einen regen Zulauf im Nachwuchsbereich, sodass sich der Verein langfristig gut aufgestellt sieht.

Neben der zentralen Kooperation mit dem Sportgymnasium sind wir auch mit weiteren Jenaer Vereinen gut vernetzt, was sich immer wieder als bereichernde Abwechslung im Trainingsgeschehen herausstellt. Dazu kommen mehrere sportmedizinische Partner, sodass unsere Sportler rundum zuverlässig betreut werden können.

Welche übergeordneten Werte werden auch mit Bezug zum Leistungssport gelebt bzw. vermittelt?

Rindt: Teamgeist. Respekt. Vielfalt. Offenheit.

Welche Umsetzungsschritte bzgl. leistungssportlicher Entwicklung im Nachwuchs sind in näherer Zukunft geplant?

Rindt: Die Koordination unserer Jugendarbeit, auch im Hinblick auf die Anforderungen in der Zusammenarbeit mit dem Sportgymnasium, soll in den nächsten zwölf Monaten von einem hauptamtlichen Jugendkoordinator übernommen werden. Die Besetzung dieser Stelle und deren Finanzierung wird uns in den nächsten Monaten beschäftigen. Ebenso suchen wir nach Kooperationen und Erfahrungsaustausch mit Vereinen in Mitteldeutschland und Berlin, die bereits ähnliche Projekte erfolgreich umsetzen konnten und den Leistungssport leben.

Warum macht Euch diese Arbeit für unseren Nachwuchs so viel Spaß?

Dubnack: Der Großteil unserer ehrenamtlich Aktiven blickt auf eine jahrelange Vergangenheit gemeinsam mit dem Verein zurück und ist froh darüber, mit seinem Engagement etwas zurückgeben zu können. Die positive Entwicklung in den letzten Jahren stimmt einen aber auch ganz einfach zuversichtlich. Mit diesem Teamprojekt für den gesamten Verein möchten wir Schritt für Schritt etwas Großes in Jena aufbauen: das Potential unserer Sportler bestmöglich ausschöpfen, unsere sportlichen Ziele erreichen und Begeisterung für den Handball wecken.

Wie wollt Ihr im Umfeld auch positiv für umliegende Vereine in Thüringen wirken?

Rindt: In diesem Zusammenhang suchen wir auch die Zusammenarbeit mit den interessierten Handballvereinen in Thüringen und streben eine engere Vernetzung an. Gemeinsame Trainingslager, Organisation von Workshops für TrainerInnen und Erfahrungsaustausch über die Vereinsarbeit werden Themen sein, welche wir in Zukunft angehen wollen.