04.07.2022 - Weg zur neuen Arena in Eisenach ist frei - Herbst 2025 soll die neue Heimspielstätte stehen

 

Der ThSV Eisenach, „Sportlicher Botschafter Thüringens“, freut sich über vielfache Unterstützung / Im Herbst 2025 soll die neue Heimspielstätte stehen

Handball im Verein wird in Eisenach seit über 100 Jahren gespielt. Bis Anfang der 60er Jahre war hauptsächlich Feldhandball angesagt. Im Herbst 1958 eroberte Motor Eisenach um Spielertrainer Werner Aßmann, dessen Namen die heutige Spielstätte des ThSV Eisenach trägt, die Deutsche Meisterschaft im Feldhandball der DDR. Peu à peu zog der Handball dann in die Halle. Ein ehemaliger Pferdestall der Kasernierten Volkspolizei wurde in Eisenach zur Friedrich-Ludwig-Jahn-Sporthalle umgebaut, in der Motor Eisenach seine Erstliga-Punktspiele austrug. In (und von außen an den Fenstern) der viel zu kleinen Halle drängten sich 500 Zuschauer. Mit ihnen im Rücken knöpften die Handball-Männer von Motor Eisenach auch den privilegierten DDR-Sportclubs manchen Zähler ab. 1984 wurde dann endlich in Eisenach eine zeitgemäße Sporthalle mit einem Fassungsvermögen von 1.400 Zuschauern eröffnet. Diese wurde 1997 nach dem Erstbundesliga-Aufstieg des ThSV Eisenach umgebaut, das Fassungsvermögen auf 3.140 Zuschauer erweitert (2.000 Sitz- und 1.140 Stehplätze). Der „Charme der 80er Jahre“ besteht weiterhin.

Manko: Erstligatauglichkeit nicht gegeben

 

Neben Zuschauerrängen hinter beiden Tore befinden sich nur an einer Längsgeraden Zuschauertribünen; damit erfüllte die Aßmannhalle schon bei den Erstbundesliga-Aufstiegen 2013 und 2015 nicht die Kriterien für die 1. Liga. „Heimspiele“ in Coburg sowie das kostenintensive Aufstellen einer Zusatztribüne im ehemaligen Gymnastikraum waren seinerzeit unabdingbar.  Im Jahr 2015 sagte die damalige Thüringer Ministerpräsidentin Christine Lieberknecht finanzielle Hilfe für den Bau einer den Erstbundesliga-Standards entsprechenden Spielstätte zu. Ihr Nachfolger Bodo Ramelow hält sich an die Zusage von ca. 9 Millionen Euro. Ein Um- und Ausbau der altehrwürdigen Werner-Aßmann-Halle oder ein Neubau auf der „grünen Wiese“ wurden heiß diskutiert. Die neue Arena sollte gemeinsam mit einem modernen Berufsschulzentrum für die Stadt und den Wartburgkreis entstehen. Die Zahlen hierfür stiegen und stiegen, erreichten unfinanzierbare Höhen. Was blieb, war der von vielen Ebenen klar bekundete Wille, dem sportlichen Aushängeschild der Region, Botschafter und besten Werbeträger Thüringens, eine erstbundesligataugliche Sportstätte zu schaffen, zugleich dem Fehlen überdachter Sportstätten für den Schul- und Vereinssport in der Wartburgstadt zu begegnen.

Der Bundestag bewilligte 12,8 Millionen Euro

Die Kosten wurden nun auf ca. 26 Millionen Euro veranschlagt. 9 Millionen hat das Land Thüringen zugesagt. Es fehlten also noch 17 Millionen. Die stets in argen finanziellen Nöten steckende Stadt Eisenach, stets mit einem Haushaltskonsolidierungskonzept auf Landeshilfen angewiesen, kann nur einen ganz kleinen finanziellen Beitrag leisten. Das Eisenacher Großprojekt fand in den SPD- Bundestagsabgeordneten Carsten Schneider (aus Erfurt) und Johannes Kahrs (aus Hamburg) Befürworter, die das Thema auf Bundesebne immer wieder aufriefen. Der Finanzausschuss gab grünes Licht für eine großzügige Förderung. Anfang Juni konnte die örtliche Bundestagsabgeordnete Tina Rudolph verkünden, dass der Bundestag 12,8 Millionen aus dem Bundeshaushalt für den Umbau des Industriedenkmals bewilligte, mit dem Titel „Modellprojekt Umbau einer Industriebrache zu einer Sporthalle in Eisenach“. Hierbei lege das zuständige Ministerium nach Aussage von Eisenachs Oberbürgermeisterin Katja Wolf (Die Linke) „großen Wert auf eine hohe architektonische Qualität“.  Zu den vom Bund und Land bewilligten Mitteln sind außerdem zugesagt: 2,2 Millionen Euro Städtebauförderung, 1,2 Millionen Euro Sportstättenförderung. „Mit dem Bau der Schul-, Vereins- und Wettkampfsporthalle im Industriedenkmal O1, die durch den Bund und den Freistaat Thüringen gefördert wird, erhält die Stadt Eisenach eine dringend benötigte Sporthallenkapazität. Diese wird zukünftig von Eisenacher Schulen, einer Vielzahl von Amateursportvereinen und dem ThSV Eisenach als Sportstätte für den Profisport genutzt werden. Durch die Sanierung des alten Industriedenkmals im ehemaligen Automobilwerk Eisenach wird ein lange verwaistes Areal aufgewertet und an zentraler Stelle eine der modernsten Sportstätten Thüringens geschaffen“, erklärte die Bundestagsabgeordnete Tina Rudolph. Die neue Arena soll ein Fassungsvermögen von 4.000 Zuschauern bekommen. Das ThSV-Fanprojekt bekräftigte den Wunsch nach einer großen Stehplatztribüne.

Planungen laufen mit Intensität

Eine Arbeitsgruppe in Eisenach, zu der auch der Kreissportbund mit seinem Vorsitzenden Michael Klostermann (zugleich Vorsitzender der SPD-Fraktion im Kreistag) und ThSV-Manager Rene Witte gehören, hat schon erhebliche Vorarbeit geleistet. Die Städtische Wohnungsgesellschaft soll als Bauherr auftreten. „Es werden nun koordinierende Gespräche mit allen Fördermittelgebern geführt, damit die Mittel konkret zum richtigen Zeitpunkt zur Verfügung stehen“, heißt es aus dem Eisenacher Rathaus. „Die Fassade des ehemaligen 0 1 ist sanierungsfähig“, schob Baubürgermeister Christoph Ihling (CDU) nach. „Die modernste Sportstätte in Mitteldeutschland“ schwärmt bereits Rene Witte, Manager des ThSV Eisenach, wird zweifellos ein ganz besonderes Flair genießen, auf dem ehemaligen BMW- und AWE-Gelände, direkt neben dem hochfrequentierten Museum „Automobile Welt Eisenach. „Es ist großartig, wie die Stadt Eisenach mit der gemeinsamen Unterstützung des Freistaates Thüringen und des Bundes dieses Leuchtturmprojekt umsetzen kann. Groß und Klein, Amateure und Profis und ebenso die ganze Stadt Eisenach werden von diesem Projekt profitieren“, betont Tina Rudolph, die zur Bekräftigung als neues Vereinsmitglied beim ThSV Eisenach begrüßt wurde. 

ThSV-Zweitbundesligateam macht Druck

„Erfolg ist nicht planbar, aber steuerbar“, lautet eine der Devisen von Misha Kaufmann, Coach des Eisenacher Zweitbundesligateams. Kein Geheimnis, der Traditionsverein will mit Nachdruck an die Tür zum deutschen Handballoberhaus klopfen. Eine „atemberaubende Entwicklung“, so Linkshänder Alexander Saul, hat den ThSV Eisenach die Saison 2021/2022 auf Platz 3 abschließen lassen. Mit Rückraumspieler Fynn Hangstein steht der Top-Torjäger der Liga in den Eisenacher Reihen. Der junge Spielgestalter Jannis Schneibel hat gerade seinen Vertrag um 4 Jahre verlängert. Sportlich macht das ThSV-Team Druck….

 

Bericht: Th. Levknecht / Christian Roch

Fotos: Stadtverwaltung Eisenach