Fast ein Jahr ist seit dem letzten ordentlichen Verbandstag im THV vergangen. Zeit für eine erste Bilanz. Thomas Zingler, Vorsitzender des THV-Bildungsausschusses, spricht über seinen Start und mögliche Perspektiven.
Thomas, Du bist nun seit 10 Monaten ehrenamtlich für den Bereich der Traineraus- und Weiterbildung im THV verantwortlich. Wie hast Du Dein Arbeitsfeld vorgefunden und welche Prioritäten hast Du für Dich erst einmal gesetzt?
Zunächst möchte ich mich mal bedanken, kurz Rede und Antwort zu meiner Tätigkeit im Thüringer Handball Verband stehen zu können.
Leider wurde in punkto Traineraus- und Fortbildung in den zurückliegenden Jahren zu wenig unternommen. Somit mussten sich bspw. Vereine selbst um mögliche Weiterbildungsformate kümmern. Das möchte ich nun schrittweise ändern. Mein Plan ist es, (bei Bedarf) jährlich eine C-Lizenzausbildung sowie mindestens eine kompakte C/B-Lizenzweiterbildung anzubieten. Hinzu sollen mehrere Eintages- oder auch Stundenangebote für bestimmte Weiterbildungsthemen kommen.
Dezentral wollen wir zunächst mehrfach pro Jahr in den Regionen die Kinderhandballtrainer/-innen Ausbildung anbieten.
Wer unterstützt Dich in der Arbeit im Bildungsausschuss und wer übernimmt dabei welche Aufgaben?
Im Bildungsausschuss arbeiten satzungsgemäß die Regionsverantwortlichen für Bildung, die hauptamtlichen Trainer des THV sowie ein Referententeam zusammen. Für den Kinderhandball haben wir mit Daniel Kempe einen berufenen Referenten, für die C-Lizenzausbildung zeichnet Paul Dabei inhaltlich verantwortlich. Die B-Lizenzausbildung haben Alexander Koke und Christian Roch unter sich.
Noch am Tag meiner Wahl zum Vorsitzenden des Bildungsausschusses fand in Bad Blankenburg eine erste Zusammenkunft einiger Referenten der Kinderhandballtrainer-Ausbildung statt. Dabei wurden die vorhandenen Präsentationen des DHB zu den speziellen Themen begutachtet und inhaltlich ergänzt. Unser Ziel ist, in allen Regionen eine einheitliche Ausbildung durch alle Referenten zu gewährleisteten.
Zu vielen Themen kontaktiere ich des Öfteren unseren Verbandstrainer Christian Roch in der Geschäftsstelle und meinen Co-Vorsitzenden Alexander Koke. Gerade Christian kann mich als ehemaliger Lehrwart im THV bestens dabei unterstützen, mich in Themen wie Lizenzmanagement, nuLiga und Organisationsstrukturen einzuarbeiten. Somit kann ich meine Tätigkeit deutlich intensivieren. Aber auch fachlich tausche ich mich mit beiden regelmäßig aus.
Viele Vereine waren unzufrieden damit, dass es nach den schwierigen Corona-Jahren auch 2023 und 2024 keine C-Lizenzausbildung im THV gab. Du hast dann mit Deinem Team noch im Winter eine solche Ausbildung in Nordhausen ermöglicht. Wie zufrieden bist Du mit diesem 1. Aufschlag gewesen?
Ich war sehr froh darüber, als ich zu Beginn der abgelaufenen Saison in Nordhausen ein A-Jugendspiel als Schiedsrichter zu leiten hatte und so mit Frank Ollech ins Gespräch kam. Er fragte mich, wann und wo die nächste Ausbildung stattfindet. Zu diesem Zeitpunkt gab es nur den Wunsch von meiner Seite, schnellstmöglich wieder eine C-Lizenzausbildung durchführen zu können. Bei diesem Gespräch sicherte mir Frank Ollech zu, dass er mich bestmöglich unterstützen möchte und bot mir Seminarraum und Sporthalle in Nordhausen an. Das war für mich zugleich der Startschuss zur zugegebenermaßen sehr kurzfristigen Planung einer C Trainerausbildung. Ich rief die möglichen Referenten zusammen, wir teilten gemeinsam die Themen auf und parallel dazu wurde auf der Homepage des THV und den Social-Media-Kanälen die Werbung für den Lehrgang veröffentlicht. Mit der Anzahl von 32 Teilnehmern wurde der Bedarf deutlich sichtbar.
Ich möchte mich hier an dieser Stelle bei allen Referenten, Demoteams und vor allem Frank Ollech für seinen unermüdlichen Einsatz bedanken. Für mich war es der erste Lehrgang in eigener Regie. Es lief nicht alles perfekt, aber nun weiß ich, worauf ich in den zukünftigen Lehrgängen noch mehr achten muss.
Im MHV wechselt die Verantwortlichkeit zur Durchführung der B-Lizenzausbildung von Jahr zu Jahr. Für 2025 war der THV an der Reihe und der DHB hatte just für dieses Jahr neue Bestimmungen für die B-Lizenzausbildung in den Verbänden erlassen. Wie habt Ihr diese Herausforderung gemeistert?
Grundsätzlich finde ich die Lösung mit einer B-Lizenzausbildung im MHV sehr gut. Referenten aus Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen gewährleisten ein deutschlandweit fast einmaliges Niveau der Ausbildung. Auch eine gute Auslastung des Lehrganges wird dadurch erreicht. Da ich selbst berufsbedingt nicht daran teilnehmen konnte, übergab ich die Lehrgangsleitung ins Hauptamt an Christian Roch. Der Lehrgang lief, aufgeteilt in 2 Präsenzmodule jeweils Sonntag bis Donnerstag und digitale Hausaufgaben, überaus professionell ab. Der 1. Prüfungstag bestätigte die Qualität der Lehre, denn schließlich konnten alle Prüflinge ihre Lehrproben, Klausuren und mündliche Prüfungen erfolgreich absolvieren.
Im Anschluss konnten alle Teilnehmer den Lehrgang anonym bewerten, weshalb wir wissen, dass alle Trainerkollegen sehr zufrieden waren.
Der DHB hat mit der Ausbildung zum Kinderhandballtrainer eine neue verpflichtende Vorlizenzstufe konzipiert, welche seit 2024 in den Verbänden umgesetzt werden soll. Wie ist hier der Stand?
Ja, das ist richtig. Bevor man eine C-Lizenz erwerben kann, MUSS man seit 2025 zusätzlich die Ausbildung zum Kinderhandballtrainer vollständig absolvieren. Bislang war dazu nur der Grundlagenlehrgang der SSB/KSB und ein Erste-Hilfe-Nachweis erforderlich.
Leider läuft die Ausbildung hier noch sehr schleppend an. Die Schwierigkeit liegt darin, oft relativ kurzfristig Termine, Räumlichkeiten und Referenten unter einen Hut zu bekommen. Am 31.05./01.06 2025 fand der erste Lehrgang in Erfurt statt. Geplant sind demnächst weitere Lehrgänge in Apolda und Suhl sowie im Herbst noch in Jena und/oder Saalfeld. Generell möchte ich weg von dieser Kurzfristigkeit und hin zu mehr Planbarkeit und Transparenz.
Deshalb bitte ich alle Trainerinnen und Trainer, ihr Interesse im Seminarkalender anzumelden. Sollten noch keine Termine online stehen, besteht die Möglichkeit sich bei mir per Mail registrieren zu lassen. Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!
Wie gestaltet sich aus Deiner Sicht die Zusammenarbeit mit dem DHB, dem MHV, dem LSB und natürlich mit unseren Vereinen?
Bisher hatte ich nur sehr wenig Kontakt mit dem DHB; im Herbst 2024 nahm ich an der Sitzung der Bildungsverantwortlichen in Großwallstadt teil. Zur Zusammenarbeit auf der Ebene des MHV habe ich mich eben schon positiv geäußert. Mit unserem LSB-Bildungswerk hatte ich schon häufiger Kontakt; hier besteht ein sehr guter und offener Austausch. Von unseren Vereinen wünsche ich mir noch mehr Initiative und mehr Kontakt. Ich habe stets ein offenes Ohr für die Belange der Vereine. Vordringlich nutze ich die Möglichkeit, wenn ich als Schiedsrichter in Thüringen unterwegs bin, mich mit den Verantwortlichen der Vereine zu unterhalten. Aber natürlich bin ich auch telefonisch und per Mail ganz einfach zu erreichen.
Im letzten Jahr war Martin Tews mit dem Vereinsstammtisch in Thüringen unterwegs. Sollten unsere Vereine den Wunsch haben, dass ich dabei sein sollte, müssten sie das nur rechtzeitig kundtun.
Gibt es einen Plan, wie im THV zukünftig auch wieder mehr und interessante Weiterbildungsangebote geschaffen werden sollen?
Im Bildungsausschuss sind wir alle der Meinung, dass unsere Aus- und Weiterbildung immer aktuell und interessant für alle gestaltet werden soll. Ende 2024 führten wir z.B. Gespräche mit der MT Melsungen, um miteinander Referenten auszutauschen bzw. gemeinsame Aus - und Weiterbildungen durchzuführen.
In diesem Jahr begannen wir bereits in der B-Lizenzausbildung eine Zusammenarbeit mit dem IAT Leipzig, welche sich in einer Trainerfortbildung im Juni 2025 in Erfurt fortsetzte.
Zudem möchten wir ein System von kurzen Trainingshospitationen zum Zwecke der Weiterbildung etablieren. Paul Dabei hat dazu interessante Ideen aus dem HV Berlin vorgestellt und wir werden versuchen, so etwas auch dezentral bei uns zu etablieren. Das Interesse unserer Trainerinnen und Trainer vorausgesetzt…
Daneben bin ich auch stets auf der Suche nach innovativen Neuerungen und interessanten Referenten aus den Bundesligen. Ich würde eine aktive Zuarbeit von Ideen und Wünschen aus unseren Vereinen sehr begrüßen.
Auf welche Neuerungen sollten sich unsere Vereine ggf. einstellen? Welche Ideen gibt es zur Weiterentwicklung des Bildungswesens im THV?
Im THV sollten wir gemeinsam noch mehr dezentrale Angebote durch die Bildungsverantwortlichen in den Regionen organisieren. So könnten bspw. die Ausbildungslehrgänge zum Kinderhandballtrainer sowie Trainerweiterbildungen weitestgehend eigenständig regional erfolgen.
Wichtig ist vor allem abzuspeichern, dass es deutschlandweit keine C-Lizenz mehr ohne die vorherige Qualifikation zum Kinderhandballtrainer geben wird. Dafür werden wir die Inhalte der C-Lizenzausbildung entsprechend anpassen und noch attraktiver auch für Trainerinnen und Trainer von Jugend- und niedrigklassigen Erwachsenenmannschaften machen.
Außerdem möchten wir ein Mentoringprogramm für durch uns identifizierte Trainertalente entwickeln. Wir haben tolle Trainer in Thüringen, von denen junge Trainertalente viel lernen können.
Und auch das Thema Lizenzpflicht wird uns in den nächsten Jahren beschäftigen. Hier wollen wir gemeinsam mit dem Leistungssport- und Spielausschuss umsetzbare Ideen mit entsprechendem zeitlichem Vorlauf entwickeln, um die sportliche Ausbildung unserer Kinder und Jugendlichen nachhaltig zu stärken.
Gibt es etwas, was Du unseren Trainerinnen und Trainern gerne für ihre weitere Entwicklung mitgeben möchtest?
Für alle Trainerinnen und Trainer ist es wichtig, sich ständig weiterzubilden. Wir bemühen uns, bspw. mit Tageslehrgängen wie zuletzt in Erfurt in Zusammenarbeit mit dem IAT Leipzig, interessante und auch neue Themen anzubieten. Unsere beiden hauptamtlichen Trainer sind immer gern bereit, auch zu Euch ins Training zu kommen und vereinsinterne Weiterbildungen anzubieten. Wer darüber hinaus Interesse hat, auch mal bei Trainingseinheiten unserer Bundesligisten oder Nachwuchsleistungszentren zu hospitieren, sollte dies tun.
Das beste Beispiel für ein Trainercoaching bin ich selbst. Kurz nachdem ich meine B-Lizenz erworben hatte, kam Dago Leukefeld zum Thüringer HC, wo ich zu der Zeit als Trainer tätig war. Regelmäßig besuchte er mein Training und zeigte mir anschließend Möglichkeiten zur Verbesserung meines Trainings auf. Natürlich empfindet man das erstmal als stressig. Heute muss ich sagen, dass ich Glück hatte, Dago als Mentor/ Trainercoach an meiner Seite zu haben.
Sollte es Bedarfe zu bestimmten Themen geben würde ich mich sehr freuen, wenn sich Vereine oder Trainerinnen und Trainer direkt an mich oder natürlich auch unsere Regionsverantwortlichen wenden. Somit könnten wir auch mal spezielle Wünsche aufnehmen und gemeinsam versuchen umzusetzen. Ich verstehe Bildung nicht als Einbahnstraße, sondern als Miteinander. Also kontaktiert mich gerne.
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Vielen Dank für das offene Gespräch, Thomas und weiterhin viel Erfolg und Freude an diesem wichtigen Ehrenamt.